Bericht vom 3. Arbeitstreffen

Kniehoher Schnee, der durch Sonne und Mond in den klaren Tagen und Nächten glitzerte; Frische Luft und angenehme Temperaturen um die Null; Eine gemütliche und einfach gehaltene Hütte auf 1400m mit Ausblick auf die Berge des Berner Oberlandes nahe Boltigen; Herrliche Ofenwärme und Selbstversorgung mit Käsefondue und anderen Schweizer Leckereien. Das war das ablenkungsfreie und arbeitsanregende Setting für das dritte Arbeitstreffen der Lernpartner vom 10.-12. Februar in der Schweiz.

Schwerpunkt dieses Treffens war die Fortführung unseres in Erfurt begonnenen Austauschs über die Werte und Leitlinien unserer pädagogischen Arbeit. Viele Gemeinsamkeiten wurden festgestellt und einzelne Aspekte, die wir uns als jeweilige Anregung voneinander mitnahmen. Anhand des Wertequadrates von Friedemann Schulz von Thun haben wir unsere Verortung und Entwicklung zwischen gegensätzlichen und sich doch ergänzenden Ideen klar gemacht.

So legen z.B. alle Partner Wert auf Partizipation der Teilnehmenden ohne gleichzeitig die Führung oder Lenkung in Richtung neue, herausfordernde Situationen aus dem Blick zu verlieren. Dass in Gefahrensituationen weniger Mitbestimmung als vielleicht sogar Zwang das Mittel der Wahl sein kann, zeigt die Relationalität der Werte zu den jeweiligen Situationen.

Zentral in der Erlebnispädagogik und leitend in der Arbeit von Drudel 11 und ELAN, weniger bei Rodowo, ist das Stellen von herausfordernden Situationen. Der Herausforderung und dem Risiko steht der Wert der Sicherheit und des Schutzes gegenüber, der seitens der Pädagogen zu gewährleisten ist, ohne durch zu viel Ängstlichkeit neue Erfahrungen zu verhindern. Dass viele Erwachsene risikoreiche Aktivitäten für sich oder ihre Kinder scheuen, führte in der Schweiz zu Gesetzesentwürfen, die fast die erlebnispädagogische Arbeit unmöglich gemacht hätten. Der Schweizer Bundesverband wehrte sich erfolgreich mit dem Argument des Rechts auf Risiko.

Spannend war die Auseinandersetzung um die Prozessorientierung als ebenso zentrales Moment der Erlebnispädagogik. Einen bedeutenden Unterschied machen die Lernziele. Soll eine Gruppe soziale Kompetenzen stärken, ist der Weg dorthin flexibel. Geht es jedoch wie in der Erwachsenenbildung um das Erreichen klarer Ausbildungsziele (z.B. Erlernen der Praxis erlebnispädagogischer Arbeit), dann stehen das Ziel und ein klarer Plan im Vordergrund.

Bei den genannten wie auch den noch diskutierten Beispielen um Transparenz vs. Überraschungseffekt sowie Freiwilligkeit vs. Verbindlichkeit wurde von allen konstatiert, es komme im Wesentlichen auf die Vorerfahrungen der Teilnehmenden wie auch auf die Ebene im Prozess an. Z.B. muss die Arbeitsweise transparent und verstehbar sein, während gerade Problemlösungsaufgaben nicht transparent sein dürfen, sollen sie Überraschungen und eigenes Lernen und Entdecken fördern.

Der spannende inhaltliche Austausch wurde durch viele andere Punkte bereichert. Diese drehten sich zum einen rund um unsere Arbeit. So ist u.a. spannend, dass in Polen die Teilnahme an Klassenfahrten für SchülerInnen im Gegensatz zu Deutschland nicht verpflichtend ist. Oder dass die finanzielle Sicherheit – oder Unsicherheit – von Erlebnispädagogen sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz ähnlich ist, weil die Erlebnispädagogik (noch) keinen festen Platz in dem Bildungssystem hat. Auch lernten wir das gemütliche Büro von Drudel 11 in Bern kennen. Neben der Arbeit waren wie bei jedem Treffen unsere kulturellen, politischen und historischen Hintergründe häufiges Thema. Von dem aktuellen Volksentscheid der Schweizer, zukünftig die Zuzüge aus anderen Ländern zu beschränken bis hin zu den tragischen Geschichten solch ehemals schöner Städte wie Königsberg. Eine kleine Tour mit Schneeschuhen und Picknick in Sonne, die Schlittenfahrt im Mondenlicht und die gemütlichen Abendessen machten das Treffen zu einem wunderbaren und lehrreichen Treffen.

Genaueres über den inhaltlichen Austausch im Protokoll.

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